Das Lenzburger Start-up Nikin AG verkauft mit grossem Erfolg nachhaltige Mode und Accessoires – pro verkauftes Lifestyle-Produkt wird ein Baum gepflanzt. Die beiden Gründer Nicholas Hänny und Robin Gnehm wollen damit die Welt Baum um Baum etwas besser machen.
Sie lassen die Bäume im wahrsten Sinne des Wortes in den Himmel wachsen: Co-Gründer und CEO Nicholas Hänny (Aarau) und Co-Gründer und CPO Robin Gnehm (Boniswil). Ende 2020 haben sie den grössten Meilenstein der Firmengeschichte erreicht und die Million-Baum-Grenze geknackt. Pro verkauftes Produkt wird nämlich ein Baum gepflanzt. Die beiden Kinderfreunde verkaufen unter der Marke Nikin nachhaltige und bezahlbare Mode und Accessoires – mit grossem Erfolg. Ein schlanker, hochgewachsener Tannenbaum – wer kennt dieses Logo nicht? Das Label steht für innovativ, modern, aufgeschlossen, nachhaltig, fair und widerspiegelt die Firmenphilosophie: «Wir wollten nicht irgendeinen Betrieb gründen, sondern den eigenen Lebensstil mit unserem Unternehmen und seinen Produkten weitergeben», so das Credo der beiden innovativen Aargauer. Angefangen hat alles 2016 bei einem Bier im Pub in Lenzburg. Dort entwickelten die beiden jungen Männer ihre nachhaltigen Business-Ideen. Einer dieser Ideen war ein Turnsäckli, welches Hänny, selbst designte und hundertmal verkauft hatte. Inzwischen ist Nikin gross geworden und reitet auf einer Erfolgswelle. Anfangs reichte ein Regal in Gnehms Elternhaus, um die bestellten Mützen aufzubewahren. Heute hat die Firma den Sitz im Gebäude der ehemaligen Wisa Gloria in Lenzburg, wo sie mit 40 Mitarbeitenden einen ganzen Stock belegt. «Wir haben vermutlich den Nerv der Zeit getroffen. Immer mehr Menschen sind sich bewusst, dass wir alle nachhaltiger leben sollten», so Hänny. Und Gnhem doppelt nach: «Ausserdem konnten wir von Anfang an auf unser Umfeld zählen, das uns tatkräftig unterstützt hat.»
Nikin war einer der ersten Brands, der Bäume pflanzen liess. «Wir sind immer wieder überrascht über das grosse positive Feedback, das wir erhalten sowie über die vielen Menschen, die mit uns Bäume pflanzen möchten.» Beide waren langjährige Pfadfinder und haben deshalb schon seit ihrer Jugend einen starken Bezug zur Natur. «Wir haben früh gelernt, dass wir zur Natur und Umwelt Sorge tragen und möglichst im Einklang mit ihr leben müssen», so Gnehm. Dank Nikin haben über eine Million Bäume auf der ganzen Welt ein Zuhause gefunden. Nikin pflanzt hauptsächlich mit dem Pflanzenpartner «One Tree Plantned», der auf der ganzen Welt grosse Baumprojekte durchführt. Die renommierte Non-profit Organisation aus den USA pflanzt die Bäume dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden, beispielsweise nach Waldbrand, Erdrutschen oder nach menschlicher Abholzung. Nikin veranstaltet zudem in regelmässigen Abständen Baumpflanztage in der Schweiz, bei welchen das Unternehmen zusammen mit Kundinnen und Kunden Schweizer Waldflächen wiederaufforsten.
Eigenen Lebensstil weitergeben
Das Lebensgefühl, das die Nikin-Macher weitergeben wollen, umfasst neben der Nachhaltigkeit, zu der auch die Verwendung von baumfreiem Papier und die Klima-Neutral-Zertifizierung von Produkt und Transport gehören, eine soziale Komponente. «Für die Produktion der Lifestyle-Produkte werden Materialien wie Bio-Baumwolle, aber auch Bambusviskose oder recycelte Kunstfasern verwendet. Dazu Gnehm: «Wir legen sehr viel Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für uns ist wichtig, dass die Produkte qualitativ hochwertig sind, damit sie möglichst langlebig sind. Nur so können wir von nachhaltigen Produkten sprechen.» Gleichzeitig ist es den beiden Unternehmer aber auch wichtig, dass die Produkte bezahlbar sind. «Bei uns erhält man für 35 Franken ein T-Shirt aus Baumwolle, das in Europa produziert wird. So können sich auch junge Menschen faire Mode leisten. Je mehr Menschen sich nachhaltige Produkte leisten können, desto eher verzichten sie auch auf Fast Fashion», sagt Hänny.
Kundschaft inspiriert uns
Die beiden jungen Männer beweisen das richtige Gespür für neue Produkte – T-Shirt, Badetücher, Mützen, Trinkflaschen etc., die bei Herstellern in ganz Europa produziert werden. «Der Herstellungsort ist jeweils transparent auf der Webseite beim jeweiligen Produkt vermerkt. Wir besuchen unsere Hersteller besuchen regelmässig und halten dies auf unserem YouTube-Kanal fest», so Gnehm. Das mittlerweile breitgefächerte Sortiment wird laufend um neue Kreationen ergänzt. Dazu sind die beiden Jungunternehmer und ihr Team in ständigem Austausch mit der Kundschaft. «Unsere Kundinnen und Kunden geben uns jeweils sehr direkte Feedbacks zu den Produkten. So können wir viel lernen und unsere Produktepalette optimieren und erweitern», weiss Hänny.
Die Geschäftsidee von Nikin ging auf. Unter anderem dank einer ausgeklügelten und cleveren Marketingstrategie auf den sozialen Medien. «So können wir unsere Zielgruppe der 18- bis 30- Jährigen am besten erreichen», so Hänny. «Wenn diese Zielgruppe im Internet nach nachhaltigen Produkten sucht, ist die Chance gross, dass ihnen Werbung von Nikin unter die Nase kommt.» Auf den Bildern sind junge Leute in Nikin-Kleider in der Natur zu sehen – cool und sympathisch! Über 95 Prozent des Umsatzes macht Nikin über seinen Onlineshop. Zudem verkaufen rund 120 Shopp- Partner die Treeanies in ihren Läden. Auch im Ausland ist das Interesse an der fairen Mode aus Lenzburg gross. «Wir expandieren mit Onlineshops nach Deutschland und Frankreich», sagt Gnehm.
Noch viele Pläne für die Zukunft
Die Nikin AG, die letztes Jahr 13,4 Millionen Franken generiert hat und ihr Wachstum selbst finanziert, will weiterwachsen. Dies – auch wenn die eigenen Nachhaltigkeitsansprüche und Vorgaben der vorwiegend jungen Kundschaft moderate Preise bieten zu können – ein steter Tanz auf dem Hochseil ist. Bis jetzt haben die beiden Gründer dabei viel Fingerspitzengefühl, Schnelligkeit und starke Nerven bewiesen. Die beiden Mittzwanziger haben noch viele Ideen und Pläne für die Zukunft: «Wir arbeiten momentan an unseren eigenen Nachhaltigkeitsstandards. Ebenso planen wir einen Pop-up-Store in Lenzburg.»
Corinne Remund